Das Fazit kann ich, zumindest bezüglich meiner Schuhe, nach diesem Wochenende ziehen. Nachdem ich gestern ja schon einen Teil der Stadt gesehen habe hat mir heute ein Kollege eine kurze Stadtführung mit dem Auto gegeben (nochmal vielen Dank, Olli). Einfach mal ein wenig durch die verschiedenen Stadtviertel fahren (vorbei an Dutzenden von Kirchen). Dabei sieht man deutlich die verschiedenen Gesichter Montréals, von alten Villen über Arbeiterhäuser der Industriezeit und Appartmentblocks bis hin zu modernen Hochhäusern. Oft alles wild durchmischt.
Nachdem ich wieder beim Hotel abgesetzt wurde habe ich mich dann auf zum Parc Jean Drapeau gemacht. Der befindet sich auf den Inseln Île St-Helene und Île Notre-Dame mitten St. Lorenz-Strom, auf denen die Weltausstellung/Expo 1967 stattfand. Dafür hat man die Inseln extra vergrößert, mit dem Abraum der beim Bau der neuen U-Bahn-Linie dorthin anfiel. Heute ist der Parc Jean-Drapeau ein Naherholungsgebiet. Von der Expo sind, außer den Inseln, nur ein paar Paviliions übrig geblieben. Im Pavillion der USA, einer gigantischen Stahlgerüstkugel, ist heute das Umweltschutzmuseum Bioshpère untergebracht, im französischen Pavillion das Kasino. Außerdem gibt es noch einen Vergnügungspark und ein Schwimmbad, und im Becken der ehemaligen Ruderstrecke wird auch geschwommen (1976 fanden in Montréal die olympischen Sommerspiele statt). So, genug Webung gemacht, schließlich werde ich dafür (leider) nicht bezahlt.
Ich bin also mit der Metro rübergefahren. Um meine armen Füße etwas zu schonen habe ich mir dann erstmal einen Segway gemietet. Erstmal war ich ein wenig skeptisch, aber das Gerät ist tatsächlich kinderleicht zu bedienen, ich hatte den Dreh schon nach ein paar Minuten raus. Und es macht verdammt viel Spaß. Also bin ich damit 45 Minuten lang über die Insel geflitzt (das kann man schon sagen, immerhin schafft das Gefährt bis zu 20 km/h) und habe Fotos gemacht. Freundlicherweise musste ich sogar weniger bezahlen, da ich den letzten Segway bekommen habe, den mit dem Werbeplakat. Aber ich fand es war jeden Dollar wert.
Danach bin ich dann noch über die Insel spaziert. Das Musée Stewart, in einer alten französischen Festung, war leider wegen renovierungsarbeiten geschlossen. Dafür bin ich vor dem Tour De Lévis auf eine Dudelsack-Tanz-Aufführung gestoßen. Nachdem die Musikanten wieder abgezogen waren habe ich mir dann noch den Turm zeiegn lassen, von dem aus man einen tollen Überblick über Montréal hat. Der Turm wurde übrigens erst 1932 als Wasserturm gebaut, wurde aber als altes Gemäuer „getarnt“ um zum Gesamteindruck der Insel zu passen. Auch der Complexe Aquatique, also das Schwimmbad, wurde in diesem Stil gehalten. Zumindest das Gebäude, die Becken sind natürlich modern ausgeführt.
Schließlich habe ich dann noch die Bioshpère. Das ist, wie gesagt, ein Natur- bzw. Biospärenmuseum. Wenn man sein Metroticket vorzeigt gibt’s 25% rabatt auf den Eintrittspreis, da das ja ökologisch besser ist als mit dem Auto zu fahren. Ich fand die Ausstellungen recht interessant, im Großen und Ganzen ist es eher auf Kinder ausgelegt, die hier spielerisch mehr über ihre Umwelt lernen können. Anschließend bin ich dann mit der Fähre wieder nach Montréal übergesetzt. Am Hafen habe ich dann noch eine weitere Zirkusvorstellung erwischt, diesmal zwei Jungs auf einem Schleuderbrett, das in einem Wasserbecken schwamm.
Abends bin ich dann noch zum Soirée de Clôture, dem Abschlussabend des Jazzfestivals. Der „Stargast“ war Ben Harper, offenbar ein bekannter Musiker, von dem ich aber noch nichts gehört habe. Seine Spezialität ist die Slide-Gitarre. Mit dieser Spielweise kann man der Gitarre wunderbares Gejammer entlocken, was mir allerdings nicht so gefällt. Mit der Meinung war ich an dem Abend ziemlich alleine, der ganze Platz vor der Bühne war vollgestopft. Als ich ca 30 Minuten vor Beginn ankam konnte ich noch einen Platz etwa 100 Meter von der Bühne entfernt ergattern. Dank einer kleinen Erhebung hatte ich aber dennoch einen guten Blick auf die Bühne. Alles in allem doch ein schönes Konzert. Allzu lange habe ich aber nicht ausgehalten, denn meine Füße haben mich nachträglich daran erinnert, dass meine Schuhe für die viele Lauferei am Wochenende nicht wirklich geeignet sind. Also habe ich mich ins Hotel zurückgezogen, damit ich auch wieder fit für den nächsten Arbeitstag sein würde. Der Haken: Ich habe leider das Abschlussfeuerwerk verpasst. Mist!