Der neue Morgen bringt den neuen Wetterbericht, und der bring nicht (mehr) unerwartete Nachrichten: Der Wind würde auf unserem geplanten Schlag nach Roscoff gensu gegen uns blasen. Wir gehen erstmal frühstücken. Dort reift ein neuer Plan, der unsere Abreise auf den nächsten Morgen verlegt. Wir nutzen den gewonnenen Tag, um uns Guernsey anzusehen.
Zunächst ist unsere Idee, ein Auto zu mieten. Also wandern wir zum Fährterminal. Dort erklärt uns der Autovermieter, das bereits alle Autos vermietet sind. Ein freundlicher Hafenmitarbeiter erklärt uns aber, das der Bus einmal um die Insel fährt und außerdem nur £1 kostet. Also wandern wir zum Busterminal, das direkt an unserem Hafen liegt (fällt jemandem was auf? Egal…). Tatsächlich steht dort schon der richtige Bus. Wir fahren zur Südwestecke Guernseys, wo wir einen Klippenpfad am Meer entlang wandern.
Guernsey ist meiner Meinung nach eine wunderschöne Insel mit vielen Gesichtern. Ist die Südseite von hohen Granitklippen dominiert und wächst dort nur niedrige Gräßer und Hecken, so wandelt sich das Bild völlig, sobald man um die äußerste Ecke biegt. Dort schweift der Blick über Sandstrände, die in sanfte, baumbewachsene Hügel übergehen. Ein fast schon mediterraner Anblick. Währen die Südseite fast unbewohnt ist und die Nordwestseite (Guernsey ist ungefähr dreieckig) weitgehend nur kleine (Ferien-)Häuser entlang der Straße hat, wird die wettergeschützte Ostküste von den größeren Städten, vor Allem St. Peter Port dominiert. Alles in Allem eine wunderbare Kombination.
Wir folgen also unserem Klippenpfad, der uns an mehreren Befestigungsanlagen vorbeiführt. Die älteren stammen noch aus der Zeit der Kruege zwischen England und Frankreich im 18. und 19. Jahrhundert. Doch vor Allem sind die Bunker zu sehen, die von den Deutschen während ihrer Besatzungszeit 41-45 errichtet wurden.
Wir machen eine Kaffeepause in einem kleinen Café direkt am Strand, wo wir englische Scones und Guernsey Gauche, ein Fruchtbrot mit Johannisbeeren, genießen und dazu unseren 5 o’clock tea schlürfen (okay, vielleicht nicht ganz pünktlich, aber irgendwo ist immer fünf Uhr). Anschließend wandern wir am Strand entlang zur Bushaltestelle, um wieder nach St. Peter Port zurückzufahren.
Dort erwartet uns unser Skipper mit einer neuerlichen Planänderung. Der geplante Schlag passte, neben dem eher ungünstigen Wind, nicht mit dem geplanten Crewwechsel zusammen. Also fahren wir zunächst einen etwas kürzeren Schlag, um dann am Samstag nach Roscoff zu segeln. Die erfreuliche Nachricht: Das bedeutet auch nicht ganz so frühes Aufstehen morgen. Nach einem guten Abendessen und einer Runde Whisky zur Feier des bisher erfolgreichen Törns geht es in die Koje, um fut für den nächsten Tag zu sein